Meine Lebensgeschichte

von

Maria Zens

Den Traum vom eigenen Café haben viele, oder?
Ich, Maria, auch. Seit vielen Jahren …

Es ist ein sonniger Herbstsonntag. Ich trinke einen selbstgemachten Apfel-Ingwer-Zimt-Tee mit Mandelmilch und genieße bei Kerzenlicht, Herbstblumen vom Wochenmarkt und Musik von einem kleinen Konzert in meinem Café die Zeit für mich. Zuvor habe ich mit Pinseln, Spitzfedern und goldener und blauer Tinte Karten geschrieben, mit Worten wie „Es ist schön, dass es Dich gibt“ oder „Kein Anderer ist so wie Du und das macht Dich einzigartig!“.

Zeit für solche Dinge zu haben, ist wie ein kleiner Urlaub, der mich mit unheimlich viel Freude und Energie füllt. Denn die Karten werden als Geschenk verpackt. Ich habe begonnen, mit kleinen Aufmerksamkeiten meine Wohnung zu verlassen und fremden Menschen mehr Wertschätzung zu schenken. Es fühlt sich gut an, all die schönen Worte, die meine Gäste oder andere tolle Menschen zu mir sagen, mitunter in Form der Karten weiter zu geben.

Auch mir schenke ich diese Wertschätzung. Manchmal kaufe ich mir farbenfrohe Blumen oder bereite mir allein ein verführerisches Frühstück für alle Sinne zu.

Man kann so viel mit positiven Gesten bewirken und es ist in jenen Momenten so, als würde sich ein Stück Glück um einen riesigen Faktor x vervielfältigen.Diese Handlung ist immer mehr Teil meines Lebens geworden. Denn sie hat sich als bedeutsamster Bestandteil der Philosophie und Kultur meines Cafés entwickelt, welches ich betreibe.

Ein eigenes Café zu haben, ist einer meiner ältesten Träume. Ich habe es Ort des Glücklichseins, der Kreation und der Inspiration genannt.

Maria und ihr Café

Noch nie zuvor wollte ich jeden Tag um 5 Uhr aufstehen. Mittlerweile zählt es zu meinen allerschönsten Lebenserfahrungen, morgens nicht im Bett bleiben zu wollen! Es macht mich unheimlich glücklich, meinen Mitmenschen schon zu Beginn des Tages eine Portion positives Lebensgefühl mit auf den Weg zu geben. Für eine heimelige Wohlfühlatmosphäre backe ich noch vor Sonnenaufgang Brötchen und Kuchen, zünde Kerzen an und höre dazu lateinamerikanische Musik.

Für jeden Gast brühe ich individuell den Kaffee auf und serviere ihn in kleinen Glaskännchen und einer Tasse, vielleicht so, als wäre es ein edler Wein in einer Karaffe. Für mich ist der Kaffee und das Zelebrieren der Kaffeekultur zu einem wundervollen Werkzeug geworden, um meine Gäste in den gegenwärtigen Moment zu holen.

Insgesamt ist meine Arbeit ein wunderschöner Mix aus einem Gefühl der absoluten Erfüllung und Sinnhaftigkeit. Es fühlt sich an, als würde keine Minute meiner Lebenszeit für eine unnötige oder schwachsinnige Arbeitsaufgabe vergeudet werden. Im Gegenteil, denn auch das Putzen oder die Buchhaltung haben wesentlichen Einfluss darauf, dass meine Gäste immer wieder zu mir ins Café kommen. Nur so kann ich ihnen mit einem Cappuccino mit Latte-Art-Bildern á la Maria oder meinen kleinen Speisen ein Lachen ins Gesicht zaubern. Die Speisen kreiere ich mittlerweile selbst, denn im Verlauf der Cafégeschichte habe ich gemerkt, dass meine Gäste meine verrückten Kreationen lieben! Ja, denn,

„Wenn wir uns Raum und Zeit geben, langsam zu wachsen, werden sich in uns die schönsten Talente entwickeln.“

Obwohl ich gerade einen harmonischen Wohlfühlmoment erlebe und Zeit für meine Kreativität habe, muss ich mich immer wieder daran erinnern, dass meine Energie nicht grenzenlos ist. Ständig sind meine Motivation und mein Tatendrang inklusive unendlich vieler sprudelnder Ideen größer sind als meine Erschöpfung. Es ist so als würde ich so sehr in meinem Traum aufgehen, dass ich mich darin verliere. Wie bei einem Marathonlauf stelle ich mir vor, wie ich meine Energien einteilen sollte, um mit einem Lachen am Ziel anzukommen. Nun habe ich für mich entschieden, alle 10 Wochen eine kurze Pause einzulegen und mir für drei – vier Tage eine Auszeit zu nehmen. So kann ich die unzähligen Erfahrungen, Eindrücke und Geschichten aus dem Café verarbeiten, die Seele baumeln lassen und neue Energien sammeln. Ich glaube, es ist der beste Weg, um voller Tatendrang meinen Traum zu leben und dabei viel Lebensfreude zu versprühen.

Bevor ich das Café eröffnet habe, fand mein Leben in Mexiko statt. Mexiko war ein weiterer Lebenstraum von mir. Zu jener Zeit dachte ich, dass ich nie wieder nach Deutschland zurückkehren würde. Mit der Lebensfreude und Lebensleichtigkeit dort konnte ich mich viel mehr identifizieren als mit dem Streben nach Perfektionismus und den oftmals eher negativen Sichtweisen in Deutschland. Jedoch haben mich meine Arbeiten in Mexiko nicht glücklich gemacht. Ich wollte mehr Verantwortung tragen, kritischer denken und mehr Freiheiten haben und nicht nur die detailliertesten Anweisungen meiner Chefin befolgen.

Ein großer Bestandteil unseres Lebens ist die Arbeit. Mein schönes mexikanisches Leben hätte meinen Arbeitsfrust langfristig nicht kompensieren können. Das war für mich klar. So ist meine Entscheidung, nach Deutschland zurück zu kehren, schneller gefallen als ich zu jenem Zeitpunkt je vermutet hätte. In einem einzigen Moment war klar: ich kündige, ich gehe zurück, eröffne ein Café und schaffe mir damit die Welt, wie ich sie liebe. Dennoch hat Mexiko zu einem Großteil meine Weichen für das Café gelegt. Ohne Geld zu haben, bin ich dorthin gezogen und habe mir ein neues, komplett eigenständiges und unabhängiges Leben aufgebaut.

„Das wichtigste ist, Vertrauen in das Leben zu haben!“

Losgelöst von alten Strukturen, Werten und Kontexten konnte ich viel über mich erfahren, wer ich eigentlich bin und welche Werte mich antreiben. Denn zu jener Zeit musste ich begreifen, dass mein voriger Traum von einer Karriere in der Automobilbranche zu Ende gegangen war. Ich wollte nur nach Anerkennung streben und für meinen Erfolg und meine Leistung wahrgenommen und bewundert werden. Mit dem Image von Prestige und Status eines solchen Konzerns konnte ich mein Bedürfnis der Anerkennung am ehesten befriedigen, so dachte ich. Letztlich war jene Zeit das beste Sprungbrett zur nächsten Lebensphase. Denn die wahre Wertschätzung, die mich wachsen lässt, ist jene, die mit meinem Wesen zusammenhängt und nicht mit meiner Leistung.

Im Verlauf der Zeit, insbesondere seit der Gründung des Cafés, habe ich begriffen, dass es um die Wertschätzung des Menschen als solches geht und eine Person nicht aufgrund von Status, Intellekt oder Aussehen bewundert werden sollte. Weil ich die meisten Gäste und ihre Vorlieben kenne, viele mittlerweile zu Freunden geworden sind, kann ich verstärkt ihre Wünsche erfüllen. Ich glaube, nur so konnte ich mein Café erfolgreich etablieren: weil sich meine Gäste nicht nur wohl, sondern auch wahrgenommen, respektiert und wertgeschätzt fühlen. Diese Werte zählen zu meinen Geheimnissen des Erfolgs und auch des Glücks.

Café de Maria

Zusammenhängend wird mir immer wieder bewusst, dass ich mit dem Wachstum des Cafés nicht meine innere Motivation, die hinter dem Café steckt, vergessen sollte. Ich sehe in mir die Bestimmung, eine „Botschafterin der Lebensfreude“ zu sein. Stehen Entscheidungen für den weiteren Weg an, sollte ich immer berücksichtigen, ob Zeit für meine Kreativität, Freude und für den Ausdruck der Liebe bleibt. Denn dies sind die Eigenschaften, die mein Café auszeichnen. Wir sollten immer wieder innehalten und uns die Frage zu stellen, ob der gegenwärtige Weg noch richtig ist oder ob wir vielleicht das eine oder andere Ziel loslassen oder korrigieren sollten.

Genau der Weg, den ich gegangen bin, hat mich heute zu dieser Stelle gebracht. Hätte ich die Erfahrungen all meiner „kleineren“ Träume nicht gelebt, würde ich mir vielleicht in einem Moment der Verzweiflung die Frage stellen, warum ich keinen anderen Beruf gewählt habe. Jedoch weiß ich mit jeder weiteren Lebenserfahrung, dass ich hier richtig bin. Ich habe noch keine Idee, was sich in ferner Zukunft aus dem Café heraus entwickeln wird. Zu jeder Zeit höre ich auf meinen Bauch und mein Herz. So weiß ich, wann welche Entscheidung zu treffen ist. Wenn die Zeit reif ist, lasse ich mich auf das Neue ein und probiere es aus.

Maria träumt

„Für mich ist das Schönste an diesem Traum, anderen Menschen etwas Gutes zu tun und sie glücklich zu machen. Und genauso schön ist es, sie mit meinem positiven Blick auf das Leben zu inspirieren und ihnen immer wieder zeigen zu können, wie man Lebensfreude und Zufriedenheit im Alltag entdecken kann.“

Ich möchte jeden ermutigen, auf sein eigenes Bauchgefühl zu hören und seinem Herzen zu folgen. Wenn wir Vertrauen in das Leben haben und vor allem daran glauben, dass jeder Moment und jede Erfahrung richtig ist, können wir die schönsten Möglichkeiten für uns entdecken.

Alles Liebe,

Maria


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