Meine Lebensgeschichte

von

Sandar Hehrlein

Ich habe es dann einfach getan,

… weil mein Herz ganz aufgeregt geschlagen hat.

Mein Herz schlägt fürs Theater … Ich liebe es andere Menschen zu begeistern, ihre Herzen zum Lachen, Singen, Tanzen zu bringen und sie zu berühren … zum Nachdenken anzuregen … Ich liebe es kreativ zu sein, Begrenzungen aufzulösen, Visionen zu spinnen … Mein Herz schlägt auch für die Natur, für die kleinen und großen Wunder des Alltags, die Vögel, die voller Inbrunst im Garten zwitschern, die farbenfrohen Blumen, die in der Sonne strahlen und vor allem die Hummeln, die fliegen, obwohl sie es doch aus physikalischen Gründen gar nicht können … 😉 Gut, dass die Hummeln das nicht wissen …

Was ist für Dich Leben? Was heißt für Dich: „Deinem Herzen zu folgen?“

Leben heißt für mich ganz im Hier und Jetzt sein, mich zu spüren, dem Fluss des Lebens zu folgen, mich einzulassen auf die Höhen und die Tiefen des Lebens… alles als ein Geschenk anzunehmen und als wichtigen Schritt auf meinem Weg der Entwicklung anzunehmen … Freude zu spüren, mich jeden Tag an das Wunder des Lebens zu erinnern und mein Herz zu fragen, wonach es Sehnsucht hat …

Wie kann ich mir deinen Alltag vorstellen?

Ich bin viel unterwegs, wir haben unter der Woche Auftritte an Schulen in ganz Baden-Württemberg, am Wochenende eher abends unsere eigenen Kulturprojekte. Kein Tag ist wie der andere. Wenn ich morgens keinen Auftritt habe, dann frühstücke ich gemütlich, betrachte meinen Garten, genieße die Sonne, wenn sie scheint, meditiere, übe mich in Achtsamkeit und dann geht es an den Laptop, Mails beantworten, Telefonate erledigen, planen… kochen, Haushalt… was mir gerade so in den Sinn kommt … und ganz wichtig sind die Kaffeepausen oder ein Spaziergang in die Stadt …

Was sind deine wesentlichen Motivationen? Was macht dein Leben aus?

Ich habe Freude daran unser Theater weiter zu bringen, unsere Netzwerke auszubauen. Es motiviert mich ungemein, dass wir bei unserem Publikum so gut ankommen … dass wir etwas in den Menschen, die uns sehen bewegen, die leuchtenden Augen, die Dankbarkeit … ich belohne mich nach getaner Arbeit bzw. versuche mich immer wieder daran zu erinnern, dass Belohnungen ungemein wichtig sind … Mir ist wichtig an meiner Entwicklung dran zu bleiben, Misserfolge als wichtigen Bestandteil auf meinem Weg anzunehmen und weiter zu gehen… Ich will Liebe spüren, sie leben, atmen, trinken … und erinnere mich immer wieder daran …

War das schon immer so? Wie bist Du zu deinem aktuellen Leben gekommen? Was waren so Meilensteine im Nachhinein?

Nein, das war nicht immer so… In meiner Kindheit/Jugend da war ich eher weit von mir/meiner Mitte entfernt … Da hatte ich mich dem Umfeld zu kämpfen, dass ich nicht den Erwartungen entsprach, nicht gewollt war … Nach und nach konnten die Kindheitserfahrungen heilen, die negativen Glaubensmuster und Überzeugungen durch positive Gedanken überschrieben werden… Ich würde sagen, das war ein schleichender Prozess. Ich kann keine Meilensteine fest machen … Na ja vielleicht, dass ich durch Zufall (wobei es gibt ja keine Zufälle) während des Studiums in eine Tanzimproausbildung sozusagen reingerutscht bin. Ich war im falschen Seminarraum und bin dann einfach geblieben. Hatte schon seinen Sinn, dass ich mich vertan hatte. Nach dem Studium bin ich über meine erste Arbeitsstelle als Bildungsreferentin für Jugendliche dann mit Theaterpädagogik in Kontakt gekommen, war so begeistert, dass ich gleich eine berufsbegleitende Ausbildung angefangen habe … so langsam kam ich zu dem, was mich ausmacht, mein Herz bewegt und durch die beruflichen Türen, die sich auftaten, gingen auch persönliche auf und ich begann viele persönlichkeitsbildenden Bücher zu lesen. Vor allem nach meiner Trennung von meinem Theaterpartner und Lebenspartner habe ich mich täglich mit mir auseinandergesetzt und die Wunden zu heilen und trotz Trennung noch weiterhin mit ihm Theater spielen zu können … Nach 6 Jahren ohne Partner habe ich mich bewusst für einen Seelenpartner entschieden und ihn mir gewünscht … ein halbes Jahr hat es gedauert, dann trat er in mein Leben …

Womit verdienst Du dein Einkommen und wie hast Du deinen ersten Auftrag bekommen? Wie ist es gestartet?

Seit 5 Jahren bin ich im Theaterbereich selbständig. Vor 12 Jahren haben wir unser freies Theater gegründet, am Anfang lief es nebenbei. Mit den Personen, die wir trafen, entwickelten sich neue Projekte, Ideen wurden umgesetzt, so dass wir nach und nach wuchsen … Meinen ersten Auftrag habe ich durch ehemalige Arbeitskollegen erhalten, die ein Unterhaltungsprogramm für eine Tagung gesucht haben … Da ich schnell Ja sage vor lauter Begeisterung, habe ich also auch Ja gesagt … am liebsten hätte ich kurz vor dem Auftritt doch noch abgesagt, weil ich Angst vor meiner eigenen Courage hatte … Das habe ich mich aber nicht getraut, da ich meine Ex-Kollegen nicht hängen lassen wollte … Es war ein genialer Auftritt und die Basis für alles Weitere …

Wie hast Du Dich und deine Bestimmung gefunden? Gab es einen besonderen Auslöser oder war es ein Prozess?

Es war ein Prozess … es hat sich ergeben, war nicht bewusst geplant, sondern eine Offenheit für das, was das Leben mir entgegen bringt… ich habe es dann einfach getan, weil mein Herz ganz aufgeregt geschlagen hat …

Was war schwierig daran? Wie bist Du damit umgegangen? Wie hast Du die Hindernisse überwunden?

Schwierig war das Theater mit der 50% Pädagogenstelle zu vereinbaren. Nach und nach wurden die Auftritte mehr und ich habe viel Zeit investiert, Beziehungen zu knüpfen, für unsere Angebote zu werben. Ich habe einen Drang und eine unglaubliche Energie gespürt, eine Eigenmotivation weiter zu machen und habe oft zu wenig Pausen gemacht … Ja, die Pausen (zu wenig), das waren die Hindernisse … der Ausgleich, die Balance … Wenn das Theater dein Leben ist, es sich so anfühlt, dann nimmt es einen großen Raum ein und es braucht Übung darin, sich Pausen zu gönnen, abzuschalten und aufzutanken … das ist zu Beginn nicht so gut gelungen und gelingt auch heute immer wieder mal nicht …

Was war deine schlimmste Situation, die sich im Nachhinein als besonders wertvoll herausgestellt hat? Was hast Du daraus gelernt?

Die Trennung von meinem Theaterpartner als Lebenspartner. Im Nachhinein war es genau richtig. Wir wollten uns schon häufiger trennen, haben es aber nicht geschafft, weil die Angst davor zu groß war … Ich habe daraus gelernt, dass es gut ist Schritte zu gehen, auch wenn klar ist, dass sie schmerzen …weil es dann eine Befreiung ist und du neu geboren bist, Ungeahntes tut sich auf …

Warum glaubst Du, erlebt jeder von uns diese schwierigen Zeiten?

Um zu wachsen, zu reifen, sich mit sich selber auseinander zu setzen und sich weiter zu entwickeln.

Oft sind es ja Ängste, die uns vor diesen Schritt abhalten. Welche Ängste hattest Du und wie bist Du damit umgegangen?

Beim Schritt in die komplette Selbständigkeit hatte ich schon Existenzängste oder ein starkes Sicherheitsbedürfnis. Zum Glück hatten wir einen Existenzgründungszuschuss von der Arbeitsagentur erhalten, so dass wir finanziell für die Anfangszeit abgesichert waren… Spannend war, dass von dem Moment an, als ich die Entscheidung getroffen hatte, meine 50% Anstellung aufzugeben, ein tiefes Vertrauen und eine absolutes Geborgenheitsgefühlt sich eingestellt hat. Ich spüre das Vertrauen, dass es immer weiter geht, egal was kommt …

Was hat sich alles verändert? Was machst Du jetzt anders? Was ist heute für Dich wichtig?

Geduld und Gelassenheit zieht nach und nach in mein Leben ein … Die Liebe macht sich breit und die Achtsamkeit. Mir ist wichtig mich jeden Tag daran zu erinnern, was mir wichtig ist … im Hier und Jetzt zu sein und das Leben zu genießen… Ich investiere bewusst jeden Tag Zeit und wenn es nur ein paar Minuten sind, weil ich spüre, wie wichtig es ist dran zu bleiben. Und ich habe erkannt, dass jede Veränderung ein langer Prozess ist … Ich bin viel geduldiger geworden und kann die kleinen Erfolge auch feiern …

Wie hat dein Umfeld auf deine Veränderung reagiert?

Ich habe das Glück einen Mann an meiner Seite zu haben, der ähnlich denkt wie ich, offen ist für die Veränderung und sich mit Lebensthemen auseinandersetzt. Mein Umfeld reagiert positiv, zumindest die Menschen, die mir nahe sind … und einige Beziehungen, die nicht mehr gepasst haben, nicht mehr stimmig waren, da habe ich keine Energie mehr reingegeben … Hinsichtlich des Schrittes mich ganz selbständig zu machen und vor allem noch mit Theater… da gab es sehr unterschiedliche Reaktionen. Viele haben das nicht verstanden, damit kann man doch kein Geld verdienen… Theater wurde von einigen nur als Hobby angesehen und dass es doch zu riskant wäre die Sicherheit einer festen Stelle aufzugeben … andere wiederum fanden es mutig und haben mich unterstützt …

Wie zufrieden bist Du mit Dir?

Ich bin sehr zufrieden mit mir, vor allem dass ich etwas tue, dass ich mich auf dem Weg mache und dass ich immer besser annehmen kann, was gerade ist … Dinge, die noch vor Jahren ganz kompliziert waren, lösen sich immer mehr auf, weil sich meine innere Haltung verändert … natürlich falle ich immer wieder auch in alte Muster zurück, aber ich erinnere mich dann an die Spirale, dass nach einem Rückschlag es steil nach oben in die nächste Entwicklungsstufe geht … Ich reflektiere und lerne daraus, das macht mich zufrieden … und dann gibt es natürlich auch Tage, da schaffe ich es nicht morgens mit einem Lächeln aufzustehen … da versuche ich mir dann klar zu machen, dass das normal ist und auch sein darf …

Was sind noch so persönliche Baustellen?

Nicht immer alles perfekt machen zu wollen, noch mehr Auszeiten für die Seele einzubauen … Die to do Liste links liegen lassen und das Leben genießen … mit Leichtigkeit und Lockerheit durchs Leben gehen, mit einem Lächeln … manchmal bin ich zu ernst, wenn ich konzentriert bin oder wenn ich eine Aufgabe gut erledigen will … über mich selbst lachen können, das würde ich mir noch häufiger wünschen …

Wie stehst Du in Kontakt mit deinem Körper?

Ich meditiere immer wieder, spüre durch Bodyscans in mich hinein und atme immer wieder mal ganz bewusst … Bei den Bodyscans finde ich es spannend, wie es möglich ist mit der Vorstellung in jede einzelne Zehe oder in jeden einzelnen Finger hineinzufühlen und wie es dann anfängt zu kribbeln und sich Wärme breit macht … Das sind so kleine Übungen achtsamer für seinen Körper zu sein. Wenn ich z.B. am Laptop sitze, nehme ich mich immer wieder mal wahr, wie ich da sitze und bemerke dann ob ich eine gute Haltung habe oder ob mein Körper schon lange einseitig da sitzt und gerne in Bewegung gehen würde … ich versuche mehr und mehr auf die Empfindungen meines Körpers zu achten … manchmal „beobachte“ ich mich von außen und versuche bewusst zu spüren, wo Verspannungen sind, wo Müdigkeit im Körper ist, wo ich angespannt bin. Ich schicke den Atem dann bewusst an die Stellen, die verspannt oder angespannt sind und schicke goldenes Licht, wärmende Strahlen mit tiefen Atemzügen in jede Zelle hinein und schicke beim Ausatmen in meiner Vorstellung alles Negative, Belastende aus dem Körper raus … Oder ich spüre den festen Stand auf dem Boden, wie meine Füße den Boden berühren und stelle mir vor, dass Wurzeln in den Boden wachsen, ganz tief bis zum Erdmittelpunkt, dass ich mit Mutter Erde verbunden bin mit einer großen Energie … dass ich Halt habe und getragen bin … Was ich total gerne mache, ist den ganzen Körper durchzuschütteln, ihn frei zu machen … in Gedanken, alles was belastet rauszuschütteln, fühlt sich danach gut an, irgendwie befreit … wenn ich krank werde, dann überlege ich, was mir mein Körper sagen will … bei Rückenschmerzen habe ich mir vielleicht zuviel aufgelastet, wenn die Nase zu ist, frage ich mich ob ich von irgendetwas die Schnauze voll habe, wenn ich Husten bekommen, überlege ich ob ich auf irgendjemanden oder irgendetwas sauer bin und deshalben „bellen“ will … Vielleicht bin ich auch nur einfach krank, aber ich finde es lohnt sich, sich zu fragen, ob noch was anderes dahinter steckt. Ich bin fest davon überzeugt, dass es immer auch eine seelische oder psychische Komponente zu einem körperlichen Leiden gibt … Neulich hatte ich einen Hexenschuss (ist ein witziges Wort ;-)), da ging gar nichts mehr. Ich musste in die Notfallklinik um mich behandeln zu lassen, sonst hätte ich den Auftritt abends absagen müssen. Mit Spritzen wurden die Symptome vorläufig beseitigt, nach ein paar Tagen wurde es jedoch wieder schlimmer … Die Ursache war eine totale Überlastung, mir war einfach alles zuviel und erst als ich mir ein bisschen Freiraum geschaffen habe um zur Ruhe zu kommen, ging es auch meinem Rücken wieder besser. Seit diesem Vorfall (es gab kurz danach noch einen 2. Hexenschuss, der mich endgültig zum Handeln veranlasste …) mache ich regelmäßig Übungen, um meinen Rücken zu stärken und beweglicher zu werden, so dass der Körper seine Aufmerksamkeit von mir bekommt … Da fällt mir noch ein Beispiel ein: vor gut einem Jahr bin ich sehr krank geworden und war mit einer Lungenentzündung 2 Monate außer Gefecht. Alle Auftritte mussten abgesagt werden, was für mich wirklich ein schreckliches Gefühl war … Mein Körper hat die Notbremse gezogen, ich hatte mal wieder viel zu viel gearbeitet und die kleinen Symptome von leichten Erkältungen oder Müdigkeit nicht erkannt bzw. nicht ernst genug genommen … Seit dieser schweren Krankheit verspüre ich eine veränderte Bereitschaft auf meinen Körper zu hören, bzw. nach ihm zu schauen und achtsam zu sein, wie es ihm geht … Ich achte mehr auf Erholungsphasen und Pausen …

Worin verlierst Du dich?

Ist das positiv gemeint im Sinne von ganz und gar darin aufgehen? Dann beim Blick ins Meer, dem Rauschen der Wellen, beim Wandern in den Bergen, in der Natur, beim Meditieren, beim Theater spielen, bei der Gartenarbeit, bei Gesprächen mit lieben Menschen… ich kann aber auch mal am Laptop die Zeit vergessen, wenn ich am Arbeiten bin …

Woher nimmst Du Energie?

Sie ist da … kommt von ganz tief innen … aber auch nur, wenn ich darauf achte, dass ich immer wieder Pausen mache, die Seele baumeln lasse, z.B. in die Sauna gehe, mir etwas Gutes tue und nicht nur arbeite … Wenn ich im Wald spazieren gehe, dann spüre ich auch eine große Energie, die ich buchstäblich einsaugen kann … wenn die Sonne scheint, dann strecke ich mein Gesicht in die Sonne, da tanke ich auch auf … beim gemütlichen Beisammensein mit meiner besten Freundin und einem intensiven Austausch, was uns gerade so bewegt … Ach ja und Tanzen … Musik an und dann drauf los bewegen, Kopf ausschalten …

Woher weißt du, was dir und wer dir gut tut und was auch nicht?

Ich versuche auf mein Herz zu hören, in mich hineinzuspüren, während eines Treffens oder danach … und wenn sich ein Unwohlsein breit macht, dann überlege ich warum das so ist … und schaue, was ich ändern kann, was ich brauche, damit es sich gut anfühlt …

Wie entscheidest Du, was Du machst?

In der Regel aus dem Bauch heraus… was mir in den Sinn kommt … was sich gut anfühlt … oder was gerade ansteht, also Priorität hat … oh ja, ich setze gerne immer wieder Prioritäten und plane was wann am Besten erledigt werden kann 😉

Was waren für Dich wichtige Helfer und Orientierungen?

Robert Betz hat mich sehr unterstützt, vor allem sein Buch „Raus aus den alten Schuhen“, gerade bin ich in der Onlineplattform „Happiness house“, das animiert mich mit anderen auszutauschen und jeden Tag Übungen zu machen … und das Buch „ida“ von Eva-Maria Zurhorst und eine wunderbare CD von Louise Hay mit Affirmationen (Du bist dein eigener Heiler). Und natürlich Menschen um mich herum, die auf der gleichen Wellenlänge waren …

Was bedeuten für dich Begegnungen und Menschen allgemein?

Begegnungen sind für mich spannend, aufregend, sie fordern mich ja auch immer wieder heraus und ich kann mich im liebevollen Blick auf die Menschen üben. Menschen sind ein Schatz mit unendlichen Möglichkeiten, eine unglaubliche Fülle an Potenzial …

Was waren deine bewegendsten Momente in deinem Leben?

Als meine Mutter kurz vor ihrem Tod ihr Herz geöffnet hat und wir alle alte Last abwerfen konnten… und ich die Liebe gespürt habe, die sie für mich empfindet und nicht zeigen konnte und sie mich in den Arm genommen hat …

Da haben meine Augen geleuchtet wie bei einem kleinen Kind, das zum ersten mal die Lichter am Tannenbaum sieht …

Was berührt Dich?

Momente der Stille, wenn der Tag dann so langsam erwacht, die Tautropfen auf dem Gras, das Leben erwacht … Ein Sonnenaufgang oder Untergang am Meer, da erwächst eine Sehnsucht in mir nach einer unendlichen Weite, eins zu sein mit dem Rhythmus der Natur, ein Kommen und Gehen …

Der Gedanke, dass alles vergänglich ist und nur die Veränderung ein dauerhafter Bestandteil meines Lebens ist … Kurz vor Weihnachten habe ich eine Freundin in den Tod begleitet, zusammen mit meinem Mann. Das waren sehr bewegende und berührende Stunden. An der Seite eines Menschen zu sein, der Stunde für Stunde sich weiter von dieser Welt entfernt und in eine andere Welt übergeht … alles, was getan und gesagt wurde, war sozusagen zum letzten Mal. Dieser Gedanke, zum letzten Mal, das hat jeden einzelnen Moment für mich so kostbar gemacht …

Menschen die sich engagieren, für andere einsetzen und dabei alles geben, weil sie an die Sache glauben …

Nach einem Auftritt in einer Kirchengemeinde kam eine alte Dame auf mich zu und hat mich umarmt, einfach so, das hat mich sehr berührt. Sie hat mir ihre Lebensgeschichte erzählt, dass ihr Mann kürzlich erst gestorben sei, dass sie seitdem in einem tiefen Loch wäre und durch unseren Auftritt gespürt hat, wie gut es tut wieder einmal zu lachen und dass sie ihr Leben liebt … Da kamen mir die Tränen in die Augen.

Wenn mich Menschen, die mir nahestehen ganz liebevoll umarmen und fest halten, so dass ich die Energie spüren kann …

Ich habe fast 5 Jahre eine Theatergruppe für Menschen mit Behinderung geleitet. Zu sehen, wie ich von Anfang an angenommen wurde, zu spüren, wie jeder so sein darf, wie er ist, das hat mich sehr berührt. Bei jedem Auftritt waren die Schauspieler sehr stolz, denn es bedeutete ihnen viel vor Publikum zu spielen. Vor allem eine Teilnehmerin hat mein Herz sehr bewegt. Sie hat sich durch das Theater spielen in ihrer Persönlichkeit weiter entwickelt, hat sich Dinge zugetraut, an die sie vorher nicht einmal gedacht hätte… und sie hat sich dafür bei mir bedankt. Da habe ich Gänsehaut bekommen …

Was findest Du ganz wundervoll?

Dass es so viele Wunder auf dieser Erde gibt und dass ich ein Bestandteil davon bin. An manchen Tagen kann ich es gar nicht fassen, wohin mich bisher mein Leben geführt hat … Trotz schwieriger Kindheit und Jugend … Es ist wundervoll die eigene Macht zu spüren. Ich habe mein Leben in der Hand. So dachte ich nicht immer, habe mich als Opfer der Umstände gesehen und war sehr unausgeglichen … Ich finde es wundervoll wie sich Dinge verändern können, wie sich Menschen verändern können. Kleine Veränderungen ziehen Kreise wie ein Tropfen im Wasser, der sich ausbreitet. Als ich mich bewegt und Schritt für Schritt verändert habe, hat sich auch mein Umfeld verändert. Ich finde es wundervoll, dass in jedem Menschen so viel Potenzial steckt, dass wir alle dazu fähig sind uns zu verändern, wenn wir das wollen …

Für mich ist (fast) jeder Auftritt wundervoll, weil ich da ganz ich sein kann und das tue, was meine Berufung ist. Das fühlt sich einfach gut an … und ist ein unbeschreibliches Glücksgefühl. Da gehe ich ganz im Spielen und im Tun auf, vielleicht wie ein kleines Kind, das alles andere um sich herum ausblendet und ganz bei dem ist, was es gerade tut …

Was vermisst Du und macht Dich auch traurig?

Mich macht es traurig, wenn ich den Müll am Straßenrand sehe, achtlos weggeworfen. Überhaupt die Veränderung unserer Erde, der Klimawandel – wenn ich sehe wie die Natur unter uns Menschen leidet …

… Da wünsche ich mir mehr Wertschätzung und Achtung vor der Natur, der Schöpfung.

Teilweise erleben wir bei Auftritten auch Respektlosigkeit. Dass Menschen nur auf sich schauen, laut reden, andere stören und auch das Theatergeschehen behindern. Da vermisse ich, ein bisschen Rücksichtsnahme, sich selber mal zurück zu nehmen und zu spüren, was gerade passend ist oder nicht. Grenzüberschreitungen machen mich auch traurig und auch ein bisschen wütend. Es kommt z.B. vor dass bei unserem Theater im fahrenden Bus Zuschauer mich anfassen, festhalten und den Verlauf der Handlung behindern oder während des Theaters heimlich Alkohol trinken und dann im fahrenden Bus einschlafen … Da sind für mich Grenzen überschritten oder da komme ich immer wieder an meine eigenen Grenzen…und ich frage mich, wie das passieren kann. Das macht mich traurig, weil ich nicht nachvollziehen kann, wie sich Menschen derartig verhalten können. Und ich frage mich auch, warum von den anderen Zuschauern niemand eingreift, wenn einzelne Zuschauer massiv andere durch ihr Verhalten stören …

Mich macht auch traurig, dass die meisten Menschen auf der Welt in absoluter Armut leben …

Was wünschst Du dir noch?

Ich wünsche mir mehr Solidarität untereinander, dass immer mehr Menschen sich für andere einsetzen, denen es schlechter geht und dass immer weniger Menschen nur an sich denken … Wenn jeder nur ein bisschen tut, gibt, dann kann sich doch viel verändern, zumindest glaube ich daran … Ich wünsche mir, dass ich noch viele, viele Menschen mit dem Theater begeistern kann und sich viele neue Projekte auftun. Auf dass die Kreativität weiter sprudelt …

und ich wünsche mir, dass die Sonne für uns alle scheint… ganz oft, ich finde nämlich, dass die Menschen besser drauf sind, wenn die Sonne scheint (also zu heiß darf es natürlich nicht sein ;-)). Da lächeln dich wildfremde Menschen an, was ich genial finde, diese Menschlichkeit im Alltag. Und ich bin auch gleich viel besser drauf, wenn die Sonne scheint …

Was hast Du als Nächstes vor?

Beruflich: Wir schreiben gerade an einem Theaterstück zum Thema Radikalisierung von Jugendlichen und wir überlegen wie wir unser Theater neu organisieren können, evtl. die Gesellschaftsform verändern können, damit wir für die Präventionsarbeit berechtigt sind Stiftungsgelder zu beantragen … Umstrukturierung des Unternehmens steht also an …

Privat: Trainieren für den Westweg, also regelmäßig wandern mit kleinem Gepäck. Mein Mann und ich wollen von Pforzheim nach Basel laufen. Vor einigen Jahren bin ich den Weg schon mit meiner besten Freundin gelaufen. Das hat mir so gut getan, jeden Tag Laufen, abends ganz müde zu sein, aber zufrieden. Alles tut weh.. und am nächsten Morgen ist der erste Gedanke: schnell wieder rein in die Wanderschuhe … diese Erfahrung möchte ich mit meinem Mann teilen …

Möchtest Du den Lesern noch etwas mitgeben?

Danke für deine Aufmerksamkeit und dein Interesse. Ich wünsche dir, dass Du immer mehr dein Herz spürst und dich von ihm leiten lässt … auch wenn es nicht immer leicht ist … es lohnt sich … ich wünsche dir viele berührende Momente und dass Du deinen Weg findest wofür dein Herz schlägt …

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